Pornichet Select 29.04.2008

Ein trauriger Anblick die 552, eine Pogo2 liegt von Pornichet auf den Klippen. Nachdem Sebastien über die Zieliene gegangen ist und den zweiten Platz gemacht hat fällt er beim bergen seines Vorsegels über Bord. Ohne Rettungsweste oder Leuchtsignale in der stockfinsteren Nacht. Nach einer einstündigen Suche finden Sie den Skipper an einer Boje festklammernd. Ein zweites Leben quasi geschenkt bekommen. Drei Boote erreichen mit Notrigg die Zielline. Der Südafrikaner der beim Qualifier seinen Mast verloren hat als er in ein Fischerboot fuhr hat jetzt auch wieder seinen Mast verloren. Bewundernswert, ich frage mich immer wie man das alles mit mitte zwanzig finanziell alles so auf die Reihe kriegt. Oder gibt es so gute Versicherungen in Südafrika?

Pornichet Select 29.04.08 10:00 Uhr

Ich sitze in einem kleinen Cafe am Bahnhof in Pornichet und warte auf den 12 Uhr Zug nach La Rochelle um den Wagen nach Portnichet zu holen, da ich noch den Aussenborder und die Kanister von Juni im Container am Hafen habe.

Selbst hier im Cafe werde ich gefragt wie denn die Regatta Pornichet Select gelaufen ist, und ich erzähle das ich die Regatta gestern morgen 5:20 Uhr an der Wendemarke bei Port Bourgenay abgebrochen habe, da ich nicht mehr konnte. Der Hexenschuss macht jede Bewegung zur Strapaze und nach der zweiten Nacht mit insgesamt 120 Minuten Kurzschlaf geht’s einfach nicht mehr. Juni liegt jetzt friedlich am Ponton in La Rochelle, die UKW Antenne hat eine vernünftige Kommunikation mit der Regattaleitung erschwert bis unmöglich gemacht. Die Backbord Winsch hat nur noch ein Lager, da irgendwann die Kurbel keine Funktion mehr hatte. Ich habe die Winsch zerlegt um den Grund zu finden, und wie sollte es anders sein, dabei ging ausgerechnet ein Walzenlager über Bord. Was habe ich mich geärgert, aber selber schuld es ändert nichts an der Tatsache. Aber die Schoten lassen sich ja auch über die Steuerbord Winsch holen.

Die Regatta ein tolles Erlebnis für mich. Nach einem schlechten Start und der ersten Nacht vor der Belle Ile wo ich bei Flaute eine Gruppe von Pogo2 verloren habe, und immer noch nicht weiß wie die anderen es geschafft haben sich weg zu bewegen. Dann kreuzen bei lauen Winden bis zum Leuchtturm Brivideaux, mit einer durchziehenden Gewitterfront die uns nur streift und einer zwichenzeitlichen Nebelbank alles ganz schön unheimlich.

Und an jeder Wendemarke treffe ich Norbert mit seiner Pogo1 mit der Nummer 332, er kämpft sich gut durch. Ab Brivideux dann ein Anlieger hoch am Wind der den gehassten Wechsel von der Genua auf die Fock erforderlich macht. Nach dem Wechsel natürlich alles nass, aber diesmal habe ich vorher alle Kleidungstücke zu gemacht. Dann ab der Belle Ile in Richtung Ile D´Yeu kommt der Wind achterlicher. Was ist das richtige Segel? Ich entscheide mich für den großen Spi mit Fock und vollem Großsegel und mit viel Konzentration kann man so fahren. In der langen See gibt es gewaltige Surfs und Juni jagt los zu einer Aufholjagd, von der Belle Ile bis Ile D´Yeu machen wir einige Plätze gut. Ein Pogo2 Kollege setzt auch seine Fock zum Spi und schiebt sich dicht hinter uns, er versucht uns abzudecken, aber auf der nachfolgenden Welle zischen wir ihm einfach so davon. Zwei Delfine begleiten uns kurz und sehen uns neugierig von der Seite an.. Obwohl Juni im Vergleich zu den anderen Booten überladen ist, was sich bei den leichten Winden nachteilig ausgewirkt hat, läuft Juni jetzt richtig gut. Der Autopilot ist jetzt endlich richtig eingestellt und macht einen ausserordentlich zuverlässigen Job, ohne in den Wind zu schießen. Unter Autopilot die Wellen herunter zu surfen ist schon ein seltsames Gefühl, aber es scheint als erkennt der Autopilot die Wellen sogar besser als der Steuermann, aber das kann natürlich auch Einbildung sein.

Dann vor Einbruch der Nacht ein Sonnenschuss der uns zwingt den Spi weg zu nehmen, mit Fock und Großsegel immer noch gute Geschwindigkeiten.

Dann gegen ein Uhr Nachts Meeresleuchten, das ganze Unterwasserschiff ist hell erleuchtet, leuchtende Wasserstreifen von ca. 10 Delfinen die uns für ein paar Stunden begleiten. Als ich mir eine 40 Minuten Siesta gönne schrecke ich aus unerklärlichen Gründen hoch, irgendwas war, ich gehe sofort ins Cockpit, alles scheint in Ordnung, oh die Delfine sind immer noch da und machen Sprünge als würden sie sich beschweren das ich sie nicht beachtet habe. 

Wie in einer anderen Welt, ein unglaubliches Erlebnis für das es sich gelohnt hat bei der Pornichet Select mit dabei zu sein und ein gutes Training, nach zwei Tagen ohne Schlaf noch die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jetzt ist wieder richtiges Kaminwetter.

Pornichet Select 22.04.2008

Seit Samstag schwimmt Juni wieder, am Sonntag morgen läuft Juni536 in La Rochelle aus. Die Überführung nach Pornichet startet bei ruhigem sonnigen Wetter mit achterlichen Winden aus Südwest. Gegen Nachmittag dreht der Wind dann langsam auf West und später dann auf Nordwest. Eine lange Kräftezehrende Kreuz bei 25 Knoten Wind. Nach einer tollen Vollmondnacht mit einer enormen Dünung und fieser Kreuzsee gibt es dann ergiebigen Dauerregen mit extrem schlechter Sicht. Auf den letzten 10 Seemeilen vor Pornichet geht der Wind dann auf 30 Knoten hoch.

Pornichet Select 24.04.2008

15 Grad sind auch am Tage nicht viel, auf die Frage warum gibt es keine wirkliche Antwort, aber es gibt viele Leute die wie ich die persönliche Herausforderung suchen, dann gibt es die Renn-Kids mitte 20 für die das Boot einfach ein Werkzeug ist. So behandeln sie leider nicht nur ihre eigenen Boote. Im Vergleich mit den anderen Booten ist Juni ein Cargo, denn wir leben ja an Bord, nicht wie die meisten die im Hotel die Zeit zum Rennen nutzen, oder in der Nähe wohnen. Heute morgen sind noch ein paar Nachzügler gekommen. Der eine, Typ "Schwarzer Krause Raucher" mit gelben Fingerkuppen hat sich das Nasenbein gebrochen, will aber erst die Papiere und die Abnahme machen bevor er zum Krankenhaus fährt. Das Wetterfenster könnte gut werden, wobei der angesagte Ostwind schon die Tendenz zur Kälte fühlen lässt. Gerade leuchten im Hafen sämtliche Positionslaternen der Minis, für einen Sicherheitscheck.

Der Hafen in Pornichet ist noch leer, nur vereinzelt finden sich kleine Minigrüppchen, es regnet und stürmt den ganzen Tag ununterbrochen. Nachmittags kommen noch reichlich Minis eingelaufen, alle aus nördlichen Richtungen mit achterlichen Winden. Die Starthäfen sind Lorient, dann kommt einer aus Guernsey und später noch einer aus Le Havre, ja sogar aus Amsterdam ist einer hier her gesegelt.

Mittlerweile ist der Himmel aufgerissen, die Sonne scheint wieder und Juni hat die Sicherheitsabnahme gerade bestanden.

Ca 30 Boote sind hier und so wie es aussieht wird es ein Pogo2 Rennen, sie stellen jedenfalls 90% der Teilnehmenden Boote dar.

120 Seemeilen in 26 Std und 20 Minuten und wirklich alles Nass, eine Ladung Seewasser in die Stiefel weil sich die Regenhose beim Reffen über die Stiefel geschoben hat, bis zur Wärmflasche die ich in der Nacht nicht richtig zugeschraubt hatte. Aber am Ende gut angekommen mit einem wirklich faszinierenden Boot.