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Reisebericht Juni 536 von Benodet nach Hamburg 2005

Dienstag 12 Juli

Genug geschlafen, obwohl wir noch Tage hätten weiter so machen können, nämlich einfach nichts. Um 8 Uhr legen wir ab und fahren, nicht ganz ohne Anspannung, die Windungen durch die Felsen raus in die Freiheit, es ist so richtig schön ruhig, kaum Welle und kaum Wind, aber sehr diesig. Als wir „Pierre Aber“ querab haben, setzten wir in einer leichten Brise die Segel und laufen hoch am Wind bis wir die Ile Ouessant Querab haben. Dann eine Wende, 3 Stunden später haben wir Nebel der sich zuvor durch die feuchte Luft angekündig hat. Nach einer Stunde hat er sich wieder aufgelöst oder ist weitergezogen, gegen 22 Uhr haben wir Roscoffs Ile de Baz querab, diesig in der Ferne in bewegter Abendstimmung. Der Gedanke an eine schöne Creme Bruler lässt mich fragen was wir hier draußen in der Kälte verloren haben. Patsch patsch hoch am Wind ist keine Freude, immer wenn die Tide kippt verändert sich die See und läuft mal steiler dann wieder flacher gegenan.

Der Mond geht um 1:30 Uhr unter, Tassadit sitzt unter Deck. Ich sehe immer ihre beiden Fußspitzen wie sie sich an der Leekoje abstützen, der Service an Bord ist ausgezeichnet. Ich weiß nicht wie sie es bei dem Wetter anstellt noch eine Suppe zu machen, aber es tut auf jeden Fall sehr gut. Hinlegen will Tassadit sich partout nicht, der Anblick wie sie verfroren in der Ecke kauert und ihr vor Müdigkeit der Kopf wegrollt hilft mir auch nicht so richtig weiter.

Wenn ich stündlich mit meiner Kopflampe bewaffnet an die Karte gehe um meine Kreuze zu machen nerve ich sie:“ Leg dich doch hin so kann sich wenigstens einer von uns ausruhen bitte“, irgendwann nimmt sie dann immerhin den Schlafsack.

Als der Mond ganz untergegangen ist, stelle ich ein seltsames Phänomen fest, immer wenn der Bug durch die Welle geht und Wasser wegspritzt, leuchtet das Wasser phosphorfarben. Bei guter Fahrt ziehen wir eine leuchtende Trasse im Fahrwasser hinter uns her.

Die Müdigkeit?

Nein es sind Algen die zu dieser Jahreszeit vorkommen und die bei Vollmond an die Wasseroberfläche steigen. Das Segeln ist wie in einem Märchen, gegen morgen wird das Leuchten immer stärker, Sterntaler zur See. Wenn mir das jemand erzählen würde, ich würde es nicht glauben, man muss es selbst gesehen haben.

Der Schiffsverkehr läuft in großer Entfernung vorbei, es sind in dieser Nacht nur 4 Schiffe eines davon ein Kreuzfahrer, die großen Schifffahrtsrouten sind noch weit weg.

Gegen 4 Uhr befindet sich ein Blitzfeuer an Steuerbord, runter zur Karte, seltsam könnte eigentlich nur der Leuchtturm Roche Douvres sein, ist er aber nicht der liegt weiter achtern und ist nicht auszumachen. Wir liegen zu weit Nordwestlich von Guernsey, aber jetzt eine Wende zu machen bringt nichts da wir den Strom gegenan haben, so laufen wir halbwegs gerade gegen an ohne versetzt zu werden.

Das Licht hat sich weiter bewegt, nach gut einer Dreiviertelstunde nimmt das Licht eine Neue Form an, es sieht aus wie eine Lichtkeule, und plötzlich werden wir angeleuchtet, dann sehe ich das es ein Segler unter Spi ist der an uns vorbeiläuft.

Gegen 6 Uhr sehen wir eine große Yacht die Parallel zu uns läuft und die eine Stunde später in dichtem Nebel verschwindet.

Radar-Warner an, der Nebel nimmt immer weiter zu, wir machen noch 3,5 Knoten Fahrt, immerhin. Der Radar-Warner zeigt an das sich vorraus auf Steuerbord ein Boot mit Radar befinden muss. Tassadit kommt hoch ins Cockpit weil ich mit den Winschen geknarrt habe, was sie offenbar stört, als ich erkläre warum ich das gemacht habe bringt sie einen Topf hoch und mach Lärm mit einem Kochlöffel auf dem Topf, für den Fall das wir die andere Yacht noch in unserer Nähe haben.

So dicken Nebel habe ich noch nicht gesehen, zumindest nicht in so einer Situation, Tassadit übernimmt gegen 10 Uhr die Wache und ich schlafe im Cockpit auf dem Boden ein, als ich eine Stunde später vom Flappen der Segel wach werde ist der Wind weg. Wir frühstücken erst mal etwas machen dann einen Positionscheck, der Nebel hat abgenommen wir sind 25 Seemeilen von Guernsey entfernt und kein Wind!

Die Taktik: Ich spendiere eine Stunde Aussenborder, da wir mit etwas Glück dichter unter der Küste ein Windfeld finden. Wir haben Glück 6-7 Knoten Wind aus 65° mit Genacker Fock und Groß machen wir knappe 6 Knoten Fahrt durchs Wasser.

Die Segel bleiben auf jeden Fall so lange stehen wie irgend möglich jetzt wollen wir jeden Windhauch ausnutzen damit wir mit dem Sprit hinkommen. Nach 3 Stunden haben wir Guernsey in Sicht und arbeiten uns langsam Richtung St.Peter Port, dicht an der Küste brauchen wir aber wieder den Aussenborder, da der Wind wieder nachlässt 3 Stunden Motoren wir. Viel Sprit haben wir nicht mehr im Tank nur noch die 5 Liter Reserve im roten Kanister, als die Nadel von der Tankanzeige nicht mehr zuckt bekommen wir wieder etwas Wind und segeln jetzt wieder, und füllen die 5 Liter in den Tank um.

Am 13 Juli laufen wir um 22 Uhr in St Peter Port ein, und warten in einem Pulk von Booten darauf, dass man uns in den Innenhafen lässt. Die Hafenmeister lotsen die Boote mit einem Schlauchboot vom Warteponton in den Innenhafen und weisen die Plätze zu, wir sollen neben der „Lomoda“ festmachen, ein 8 Meter langer Segler aus England mit einem alten Pärchen.

Ein Stapel Papiere für den Zoll ist auszufüllen die dann oben an Land in einen dafür vorgesehenen Kasten geworfen werden.

Landwärme und Trockenheit, wir machen uns auf die Suche nach einem Fish and Ships Laden enden aber nach langer erfolgloser Suche wieder an Bord und machen uns ein Kartoffelpürre mit Rote Beete.

Danach lassen wir den Abend langsam ausklingen und schlafen seelig ein.

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