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Reisebericht Juni 536 von Benodet nach Hamburg 2005

16.06.2005

Wasser bunkern, Tankstelle und Supermarkt. Cherbourg wird gerade wach, das Hafenfest belebt sich langsam, die Stände werden gerade wieder geöffnet und der Hafen füllt sich mit Menschen die fast alle eine Kamera dabei haben und die Schiffe fotografieren.

Wir ziehen unseren Rolly mit dem Benzinkanister und den Einkäufen hinter uns her und wir sind froh das wir diesen kleinen Helfer dabei haben. Als wir wieder an Bord sind, stellen wir fest, dass uns jemand beim rangieren in die Solarzelle gefahren ist, das Gestell, auf dem die Solarzelle befestigt ist, ist verbogen, aber es steht natürlich kein Name dabei, mit einer Talje können wir das Gestell wieder einigermaßen richten.

Um 12 Uhr segeln wir aus dem Hafen und geraten in ein Gewühl aus Yachten Großseglern, Paddlern, Beibooten kurz alles was schwimmt ist hier unterwegs.

Unser geplantes Ziel ist Brighton, bei dem Wind von 3-4 Beaufort der später ungünstig dreht ein Hoch am Wind Kurs. Nachdem wir die Küste hinter uns gelassen haben ändern wir unser Ziel und entscheiden uns nach Boulogne zu gehen, weil wir auf dem Kurs nach Boulogne halben Wind laufen können und so nicht durch den Verkehr müssen, wir wechseln vom Genacker auf den Spi und liefern uns ein spannendes Rennen mit einer anderen Yacht die uns den ganzen Tag verfolgt, gegen Abend hat sich die wesentlich größere Yacht an uns vorbei gearbeitet, aber bis um 1 Uhr bleibt das Positionslicht zu sehen.

2-3 Seemeilen vor dem Feuerschiff Greenwich wird es anstrengend, alle Schiffe peilen das Verkehrstrennungsgebiet an oder kommen aus dem Verkehrstrennungsgebiet heraus und gehen nach Newhaven Dieppe .... ein riesiges Kreuzfahrtschiff kreuzt unseren Kurs, macht aber weit vor unserer Begegnung eine deutliche Kursänderung und läuft hinter uns vorbei, die Entfernungen und Geschwindigkeiten lassen sich schwer einschätzen.

Tassadit hat sich den Pyjama angezogen und macht es sich in der Koje bequem, wir laufen jetzt neben dem Hauptfahrwasser auf der französischen Seite, die Frachter laufen in sicherer Entfernung wie an einer Perlenschnur aufgereiht hintereinander.

Gegen 3 Uhr flappen die Segel, es herrscht absolute Flaute, an den Segeln hat sich dickes Kondenswasser abgesetzt das bei jedem Flapp für eine kleine Dusche sorgt, eine Stunde lang quäle ich mich mit meiner Müdigkeit und den flappenden Segeln bis Tassadit aus der Koje gekrochen kommt und fragt was los ist. Ich hole den klatsch nassen Spi ein und berge das Großsegel. Damit wir mehr Abstand zum Verkehrstrennungsgebiet halten können motoren wir zwei Stunden. Schade in 14 Stunden 100 Seemeilen das war ein guter Schnitt und nun zieht uns die Strömung hin und her.

Ab und zu gibt es ein paar kleine Windfelder mit denen wir wieder etwas segeln können, aber nicht wirklich effektiv, gegen 10 Uhr haben wir wieder völlige Windstille alle Segel sind unten, der Baum ist gut verzurrt damit er in den Wellen nicht die ganze Zeit hin und her schlägt.

Tassadit übernimmt die Wache und ich versuche etwas zu schlafen, ich habe nicht das Gefühl ein Auge zu gemacht zu haben. Tassadit holt die Karten raus: „Los lass uns eine Runde spielen“ Das Boot rollt in den Wellen abrupt hin und her, rums da klimpern die Flaschen gegeneinander, oder der Wasserkanister klappt vor und kurz darauf wieder an die Bordwand. Das ist wirklich was für Leute mit guten Nerven.

Für meinen Teil kann ich nur sagen:“DAS Nervt total!!!!

Gegen 18 Uhr gibt es eine leichte Brise die uns bis kurz vor Mitternacht nach „La Touquet“ getragen hat, als der Wind wieder nachlässt. Bis nach Boulogne sind es noch ungefähr 12 Seemeilen, mit dem restlichen Benzin sollte das machbar sein, wir werfen wieder den Motor an laufen nach zwei Stunden aber gegen den Strom was den Spritverbrauch merklich in die Höhe treibt. Bei „Cap d´Alprech“ müssen wir aus dem Reservekanister nachtanken, denn der Haupttank ist leer, nun sind wir bei den letzten fünf Litern, wir behalten einen Liter in Reserve, da wir bei der Strömung die läuft, kein Risiko eingehen wollen, ein Liter bleibt im Reservekanister damit wir noch von der Küste weg kömmen oder die Hafeneinfahrt sicher passieren können.

Die Hafeneinfahrt haben wir um 2:30 querab, wir müssen wegen der Strömung einen großen Bogen um den Molenkopf machen da der Strom uns seitlich versetzt und bei der Dunkelheit die Entfernungen schwer abzuschätzen sind.

Bis zum eigentlichen Yachthafen sind es noch 1,5 Seemeilen, jetzt wo wir die Mole gerundet haben ist es zeit für den letzten Liter Reserve den wir umfüllen.

Nach diesem Benzin und Flauten Krimi gehen wir um 3Uhr 30 neben einer holländischen Yacht längsseits. Da die auslaufenden Fischer machen ordentlich Schwell und sorgen dafür das ich noch zweimal hoch muss um die Fender und Leinen zu überprüfen damit Juni nicht am Nachbarboot schrammt.

Dann wühle ich noch den Ofen aus dem Heck, den Luxus haben wir uns verdient, wenn ich schon nicht schlafen kann will ich es wenigstens trocken haben.

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