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Reisebericht Juni 536 von Benodet nach Hamburg 2005

22.07.2005

4-5 BFT Regen grobe See. 11:10 Uhr im Vorhafen setzen wir die Segel und kreuzen raus, die See ist hier steiler als in Ostende, aber ich bin überrascht wie dieses winzige Boot sich durch die Wellen kämpft.

Mit unserem Open 570 (Länge 5,7meter) der sich genauso segelt wie der Mini, habe ich mal in einem Verein in Deutschland die Bemerkung fallen lassen, „Der segelt wie ein großer“ Eine Woche später liefen wir mit der kleinen Tochter von Freunden hoch am Wind aus dem Hafen, als eine 12 meter Swan uns überholt und der Skipper rüber ruft:“ Ich denke die läuft wie ein großer!“ und freute sich offensichtlich das er doch schneller war, wenn ich mir die beiden Boote nebeneinander vorstelle frage ich mich was in solchen Leute vorgehen mag.

Hinter uns läuft auf gleichem Kurs ein Segler der innerhalb der nächsten Stunde immer näher kommt und sich in Lee langsam hinter uns schiebt, da wir nicht soviel Höhe laufen können müssen wir eine Wende machen um dem Segler nicht noch näher zu kommen, nach unserer Wende dreht die andere Yacht ab und läuft zurück in Richtung Scheveningen. Ich gummel verärgert vor mich hin, denn die Wende hätten wir uns sparen können, die wollten nur spielen, grrrrr.

Bei der nächsten Wende zurück auf den eigentlichen Kurs knallt mir der Block vom in Lee stehenden Achterstag an die Stirn, das Blut läuft über die Augenbraue und zurück bleibt eine stattliche Beule am Haaransatz.

Die Strecke Richtung Imuiden ist nicht sehr abwechslungsreich und zieht sich hin, die Wellen die laufen sind immer noch amtlich und mit einem Hoch am Wind Kurs finden wir es doch ganz schön anstrengend.

Die Ansteuerung von Imuiden zieht sich auch in die Länge wir haben das Gefühl auf der Stelle zu stehen, die weit in die See ragende Mole scheint sich nicht zu bewegen, da sich die Perspektive nur ganz langsam verschiebt.

Um 17 Uhr machen wir in Imuiden im Yachthafen fest, eine riesige Anlage die weit außerhalb der Stadt liegt. Um wieder zurück zum Boot zu kommen brauchen wir eine Karte vom Hafenmeister um die Tür zu den Stegen öffnen zu können.

Im kleinen Yachtshop in der Nähe fragt Tassadit nach Kartenmaterial um durch die Kanäle weiter zu fahren, aber wie sich herausstellt ist es keine Abkürzung und würde endloses Motoren bedeuten.

Morgen ist unser letzter Urlaubstag, lassen wir das Boot hier in Imuiden liegen und segeln es an den Wochenenden weiter nach Hamburg?

Nach langem hin und her rufe ich Torsten meinen Chef an und frage ihn ob es möglich ist eine Woche zu verlängern, Torsten der selber Segler ist hat Verständnis und sagt ja. Ich hatte allerdings schon im Vorwege eine mögliche Verlängerung angekündigt, aber Tassadit nichts davon erzählt weshalb sie mucksch ist.

Allein will sie mich aber nicht weiterfahren lassen und bekommt ebenfalls noch eine Verlängerung für eine weiter Woche, auch hier hat man Verständnis für uns.

Heute Abend wollen wir Frites mit Pindakaas essen und machen uns auf den Weg in die Stadt, der Hafen liegt aber soweit ausserhalb das wir nach langer Wanderung auf einen Bus umsteigen. Im Bus sitzt ein kräftiger großer blonder Typ der alle Leute anquatscht, da er immun für englisch oder andere Sprachen ist und beharrlich bei holländisch bleibt, können wir nur vermuten das er uns mit seinen Fragen anmacht, grenzwertig zwischen lustig und fies, als er endlich aussteigt ist deutlich zu sehen das er ganz gut einen im Tee hatte.

Imuiden macht einen trostlosen Eindruck auf uns, auf der Suche nach einem Imbiss finden wir einen Albert Heins Supermarkt wo wir unsere Vorräte ergänzen und als wir Pindakaas auf dem Weg zurück schon fast abgeschrieben haben finden wir doch noch einen kleinen typischen Imbiss.

Als wir unsere Frites mit Pindakaas bekommen haben und an einem Tisch am Fenster sitzen kommen „Marilyn de mon Quartier“ (Marilin aus meinem Stadtteil) und der Platzhirsch, beide wahrscheinlich um die zwanzig, sie Arzthelferin und er Malergeselle. Die beiden machen Stimmung mit einer Gruppe am Nebentisch. Etwas agressives liegt in der Luft und lässt uns unser Essen nicht entspannt genießen. Wir machen uns wieder zurück auf den Weg ans Ende der Welt in die deprimierende Marina Anlage mit den 70ger Jahre Waschbeton Bauten, die so unpersönlich wirken, dass ich sofort an konspirativen Bader Meinhoff Verstecke denken muss.

Immerhin war der Ausflug für die Einkäufe gut und für die fettigen Frites kommt der Grappa sinnvoll zum Einsatz. Das kalte böige Schauerwetter und die Umgebung runden unsere nicht gute Gemütslage vollends ab, das war kein schöner Tag, die Stimmung ist ganz unten auf der Skala.

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